Dann steht er wieder
unbeweglich inmitten der Feiernden. Wollpullover, Bundfaltenhose, Tennissocken. Ganz in weiß bis hin zu den Turnschuhen. Das Haar indischgelb wie der Harn einer mit Mangoblättern gefütterten Kuh. Ludwig feiert. Er hält eine Flasche Bier und raucht. Den Qualm bläst er mit gespitzten Lippen zur Decke. Nach jedem Zug verlagert er das Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Er ist schon lange hier und lässt Lisa, das Mädchen mit der Sonnenbrille und dem cremefarbenen Cowboyhut nicht aus den Augen. Sie sitzt, die schlanken Beine übereinander geschlagen, gelangweilt auf einem der drei Stühle. Um ihn herum tanzen und singen die Verkleideten. Zwei Hunnen sinken auf die Knie und wiegen rhythmisch ihre Oberkörper hin und her, während ein Inder herumgeht und Eierlikör aus einem zusammengerollten Gebetsteppich verteilt. Ludwig lehnt ab. Er hat die Hände voll und trinkt Bier in großen Schlucken. Neben dem Buffet begreift der Tod, dass die lächelnde Fee nichts unter ihrem Rock trägt und legt rasch die Sense beiseite. Wenig später spritzt Bratensaft auf Ludwigs rechten Schuh. Der Fleck hat die Form einer Libelle. Ein Zeichen! Ludwig bückt sich, stellt die Bierflasche auf dem Boden ab und bahnt sich einen Weg zu den Stühlen. Ihm ist schwindelig. Das Gehen bereitet ihm Schwierigkeiten. Tief sinkt er in den Teppich ein. Von der Decke fallen Luftschlangen. Ein Clown hängt dort oben, eine Salzstange mit aufgespießten Gurkenscheiben zwischen den Zähnen. Ludwig blickt zu Lisa, die auf ihrem Stuhl langsam an der Wand auf und ab fährt. Eine große Frau in geringelter Strumpfhose sitzt auf ihrem Schoß. Sie trinken aus einem Glas. Dann kichern sie und küssen sich heftig. Der Cowboyhut rutscht zu Boden. Ludwig hält inne, wankt und leert seinen Mageninhalt über die Libelle. Dann steht er wieder. Unbeweglich inmitten der Feiernden. Wollpullover, Bundfaltenhose, Tennissocken. Ganz in weiß bis auf die Turnschuhe ...
jiss - 25. Feb, 16:37
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